Steven Black
Augustenstraße 63
17.01. – 15.02.2025

Eröffnung – Steven Black ist anwesend
Freitag, 17.01.2025, 18 – 21 Uhr

Ich arbeite nach unmittelbarer Beobachtung. Nebenbei mache ich rein abstrakte Bilder, arbeite also entweder ausschließlich vor dem Motiv oder gänzlich ohne Motiv. Für die Bilder mit Menschen sind es üblicherweise Freunde, die stehen, sitzen oder liegen für die Dauer der Arbeit. Die Anlage des Bildes entsteht erst mit der Sitzung. Es steht nicht vorher fest, wo und wie die Person Platz nimmt. Es wird dann meistens mit dem Kopf begonnen, der den Ausgangspunkt bildet. Wenn ein Kopf auf der Leinwand entstanden ist, der einigermaßen sitzt, d.h. wenn er eine verbindliche Maßeinheit bildet, wenn seine inneren Abstände stimmig sind, wenn er griffig ist, kann nach und nach um ihn herum gebaut werden. Dieser Kopf als Kern, der zustande kommen muss, damit erst weitergebildet werden kann, dient als die Voraussetzung einer Genese, einer Entstehung, was Paul Klee das Keim oder das Ei nannte, das erste, das sich aus dem Nichts oder dem Chaos bildet, und sich dann weiterbilden kann. Der Rest des Körpers, Möbel, Gegenstände, der umgebende Raum, weitere Figuren können hinzukommen. Die Figuren können scheitern und werden übermalt. Dabei bleiben die Raumkoordinaten fixiert. Häufig steht dieselbe Person wiederholt in einem Bild, wobei eine Haltung oft nur geringfügig abgeändert wird. Das Wiederholen von Figuren mit kleineren Variationen geht vermutlich auf ein früheres Studium zurück, das Film- und Trickfilm beinhaltete, auf die Erfahrung des Filmstreifens mit seiner Aufspaltung der Bewegung in kleine Übergänge. Vorstellbar ist auch, dass es auf die Wiederholungen und Variationen gleichartiger Figuren in Renaissance-Malereien wie denen von Piero della Francesca zurückgeht. Eine Bemühung dabei ist es, ein genetisches Prinzip nachzuvollziehen: wie größere Gebilde sich aus kleineren Elementen zusammensetzen, gleichsam wachsen. Noch wichtiger ist es vielleicht, den Raum, die Körper greifbarer zu machen, griffig, im wörtlichen Sinne: sie als taktile Dinge herauszustellen statt als bildartige Erscheinungen – Bilder von Dingen, statt von anderen Bildern.

- Steven Black -