Stephan Jung. Analog und Modern
Augustenstraße 63
28.02. – 29.03.2025
Eröffnung – Stephan Jung ist anwesend
Freitag, 28.02.2025, 18 – 21 Uhr
Für die Ausstellung bei Thomas Fuchs habe ich acht neue Ölbilder angefertigt, die spezielle Module meiner Arbeit aus den 90er Jahren aufgreifen.
Ich habe eingegrenzte Flächen der Leinwand grundiert, die anschließend von mir bemalt wurden. Der übrige Teil ist als Stoff belassen. So konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die bemalten Flächen des Bildes. Durch mein Aufteilen der Leinwand in grundsätzlich zwei unterschiedliche Bereiche verleiht die eine Fläche der anderen Bedeutung, vergleichbar mit einem Körper im Raum, dessen Umriss die Aussparung des Raumes definiert.
Die aktuellen Bilder knüpfen an die Zeit an, in der ich meine Arbeiten als Polygone bezeichnet habe. Ein Begriff, der in der 3D-Animation verwendet wird. Objekte in künstlich geschaffenen Welten bestehen aus Polygonen, die durch Aneinanderreihung ein dreidimensionales Objekt innerhalb eines 3D-Programms ergeben. Durch Berechnen können gerenderte Filme oder künstliche Welten erschaffen werden.
In den gemalten Bildern kommt ein weiterer Aspekt hinzu, der sich auf die Anfänge von Digital Video (720x 576 Pixel) zurückführen lässt. Pixel, die innerhalb eines Standbildes oder Videos sichtbar werden, inspirierten mich zu jenen Bildern, die ich als Polygone bezeichne.
Ein einzelnes Bild / Frame im Digital Video setzt sich aus 414.720 Pixeln zusammen. Damit ein Video entstehen kann, werden pro Sekunde 25 Frames (FPS) auf dem Monitor abgebildet. Somit laufen in der Sekunde 10.368.000 Pixel über den Bildschirm, das sind 37 Milliarden 324 Millionen 800 Tausend Pixel in der Stunde.
Digital Video (DV) war in den 90er Jahren ein großer Schritt in Richtung der digitalen Zukunft. Heute befinden wir uns im Bereich der UHD 8K Auflösung (Ultra HDTV). Es werden 33.177.600 Pixel pro Frame angezeigt, 3.982.312.000 Pixel pro Sekunde bei 120 FPS. Das sind 14 Billionen 332 Milliarden 723 Millionen 200 Tausend Pixel in der Stunde.
An dieser Stelle gewinnt die Auseinandersetzung mit dem Satz an Bedeutung: "Was sieht man, wenn man nichts sieht".
Dieser Satz bezieht sich auf meine Arbeit und beinhaltet die Idee, einen abstrakten Film anzuschauen, der aus Pixeln besteht. Folglich ist der erzählerische Ablauf einer Geschichte nicht mehr erkennbar. In meiner Wahrnehmung sehe ich Farbflächen, die durch analoge Übersetzung in Malerei ebenfalls für andere sichtbar werden.
Die Farbverläufe in den Bildern sehe ich als meine Umsetzung von Geschwindigkeit. Es ist, als ob ich vor dem Monitor sitze und den erzählerischen Inhalt des Films ignoriere, stattdessen die wechselnden Pixel im Video beobachte und diese von Hand nachmale.
Malerisch äußere ich den Wunsch zu Verlangsamung und zum Analogen.
Durch Farbverläufe und Unschärfe in meinen Bildern formuliere ich ein Sinnbild für analoge Werte, die auf die Unendlichkeit hinweisen, diametral zum Digitalen.
- Stephan Jung -