Virtuos gemalte, seltsam vertraute und doch unergründliche Objekte aus gemusterten und gefalteten Stoffen, Haaren, und vielen weiteren Materialen sind das charakteristische Motiv der Gemälde von Mona Ardeleanu (*1984 in Lörrach, DE). Mit diesen sinnlich verführerischen, auf den zweiten Blick jedoch stets verwirrenden Arrangements oder "Körpern", wie die Künstlerin ihre gemalten Fantasieobjekte selbst nennt, begeistert Ardeleanu bereits seit einigen Jahren die Kunstszene.
"Fade" lautet der Titel der zweiten Einzelausstellung der in Stuttgart lebenden und arbeitenden Künstlerin in der Galerie Thomas Fuchs. Auf Deutsch beutetet dieses titelgebende Verb aus dem englischen Sprachgebrauch so viel wie "verblassen, schwinden, auslaufen" und beschreibt damit einen Aspekt, der sich in vielen der neuen Arbeiten Mona Ardeleanus findet: Die Künstlerin macht sich an die Sezierung ihrer Körper. Stoffe werden aufgetrennt und die vormals dichten Web- und Knüpfstrukturen ihrer gemalten Textilien so geöffnet. "Pliss 2019 / V" ist ein Bespiel für dieses Verwischen der Grenzen zwischen dicht und offen. Die runde Form des mysteriösen Webobjekts bricht die junge Malerin im unteren Viertel auf und lässt die braunen, vor dem dunklen Hintergrund fast golden leuchtenden Fäden nach unten auslaufen. Diese "hängenden" Fäden bilden mit ihrer vertikalen Präsenz eine eigene Struktur im Bild und stehen im spannenden Kontrast zu der Kreisform, aus deren Struktur sie sich zu lösen scheinen. Weniger eindeutig offenbart sich der Ursprung der Fäden in "Pliss 2019 / IV", einer weiteren Arbeit aus dieser Serie. Hier schwebt der gemalte Körper nicht im neutralen Raum, sondern entfaltet sich mit seinem floralen Muster über die gesamte Bildfläche. Die Illusion von objekthafter Dreidimensionalität lässt Ardeleanu dabei über die raffinierten Faltungen entstehen, die bei genauerem Hinsehen jedoch entgegen jeder Logik konstruiert sind. Die intensive Farbigkeit des kreisförmigen Zentrums des Gemäldes hebt sich von der blasseren Farbgebung der restlichen Stofffläche ab und gewinnt durch das unlogische Ausfransen in filigrane Fäden zusätzlich an Plastizität. Diese sinnliche Stofflichkeit und technische Virtuosität der Gemälde von Ardeleanu ziehen den Betrachter in ihren Bann und täuschen auf den ersten Blick über die bewusste Unstimmigkeit der Kompositionen hinweg. Ganz bewusst erzeugt Ardeleanu verschiedene Assoziationen und verführt mit ihrem akkuraten Pinselstrich und der visuellen Haptik ihrer Bilder. Indem sich die präsentierten Fantasiekörper jedoch einer eindeutigen Identifikation versagen, oszillieren Ardeleanus Kreationen auf faszinierende Weise zwischen Vertrautheit und Befremdung. Das Spiel mit der Materialität ist dabei besonders reizvoll für die Malerin und schafft beispielsweise in "Pliss 2019 / VI" den ambivalenten Charakter des Dargestellten: Der unnatürliche Glanz auf der Nackenpartie und die blaue Musterung an den Schultern der büstenartigen "Figur" evozieren vielmehr die reflektierende Eigenschaft glasierten Porzellans als tatsächliche Haut. Solche Ungereimtheiten irritieren und bringen den Betrachter zum Stolpern. Ardelenaus Bilder bleiben so stets offen und lassen, getreu dem Titel der Ausstellung, jede konkrete Interpretationsspur verblassen.
Mona Ardeleanu studierte Malerei bei Alexander Roob in Stuttgart sowie bei Daniel Richter in Wien, Franz Ackermann in Karlsruhe und Karin Kneffel in München. Ihre erste museale Einzelausstellung widmete ihr das Kunstmuseum Stuttgart bereits 2013. Mehrere Einzel- und Gruppenausstellungen in musealen Institutionen wie u.a. der Kunsthalle Nürnberg oder dem Museum Marta Herford folgten. Ab Spätsommer diesen Jahres wird Mona Ardeleanu als eine von 53 ausgewählten Künstlerpositionen in der großen Ausstellung "Jetzt! Junge Malerei in Deutschland", die parallel im Kunstmuseum Bonn, dem Museum Wiesbaden und den Kunstsammlungen Chemnitz/Museum Grunzenhauser sowie 2020 in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen ist, vertreten sein.