"Illusion" lautet der Titel der dritten Einzelausstellung des in Hamburg lebenden und arbeitenden Malers Jochen Hein (*1960 in Husum, DE) in der Galerie Thomas Fuchs. 

Unter einer Illusion versteht man im Allgemeinen eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit. Es geht dabei also um unsere Rezeption und damit einhergehende Täuschung. Der Begriff beschreibt so äußerst treffend einen charakteristischen Aspekt der Gemälde von Jochen Hein, denn der Maler spielt bewusst mit der illusionistischen Wirkung, die sich aus der Divergenz der Nah- und Fernwirkung seiner Gemälde ergibt: Während seine Darstellungen von Teichen, Ufern, Seen und Parks, auf die sich die Ausstellung konzentriert, aus der Distanz betrachtet detailliert und realistisch anmuten, lösen sich diese Naturdarstellungen beim Nähertreten in abstrakte Strukturen auf. Die Oberflächen der Leinwände sind überzogen mit Farbspritzern und Pinselspuren, die alles andere als das Ergebnis präziser Feinmalerei sind. 

Auf den ersten Blick bilden Heins Gemälde die Schönheit der Natur und ihrer Phänomene ab. In der Arbeit "See" beispielsweise nimmt die reflektierende Wasseroberfläche die unteren zwei Drittel der Leinwand ein. Das gelbliche Licht der Sonne spiegelt sich auf der sanft bewegten Oberfläche des dunklen Wassers und vermischt sich hier und da mit dessen Blau- und Grüntönen zu einem faszinierenden Farbspiel. In den Arbeiten der Serie "Teich" rückt das bewachsene Ufer stärker in den Fokus. Das üppige Grün der am Ufer stehenden Bäume und Büsche, die mit ihren Ästen teilweise weit über das Wasser ragen, spiegelt sich auf diesem in all seinen Nuancen. Andere Arbeiten Heins sind geprägt vom atmosphärischen Flimmern der Luft oder dem Spiel zwischen Licht- und Schatten der durch das Laub der Bäume dringenden Sonnenstrahlen (Serie "Park"). Die Wirklichkeit, die Jochen Hein in diesen Bildern wiedergibt, ist eine durch das Medium der Malerei vermittelte. Dies zeigt der Künstler insbesondere auf, wenn er die idyllischen Uferlandschaften und glänzenden Wasseroberflächen aus der Nähe betrachtet in abstrakte Malstrukturen zerfallen lässt. Hein macht damit deutlich, wie stark unsere Wahrnehmung von der Erinnerung an Gesehenes geprägt ist. Auge und Gehirn spielen dem Betrachter einen Streich, präsentieren ihm eine Illusion. Es geht Hein um den Schein der Dinge, die "Spannung zwischen Erwartung und Wirklichkeit", wie er es selbst nennt. Seine Bilder setzten sich erst im Auge des Betrachters zusammen und lösen sich vor diesem gleichzeitig auch wieder auf. Zu verstehen sind sie also nicht als bloße Abbilder der Natur, sondern als subtile Hinweise auf die Problematik unserer Aneignung der Welt. 

Jochen Hein studierte an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. Seine Arbeiten waren in den vergangenen Jahren in mehreren institutionellen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. Ab Ende August diesen Jahres widmet das Museum Bensheim dem Maler eine Einzelausstellung in seinen Räumen. 

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